Im Schulgarten durchleben wir von der Pike auf die Jahreszeiten, hier sehen, fühlen, schmecken und riechen wir sie.
Der Gartenbau an einer Waldorfschule ist ein wichtiges Element zur Entwicklung und Lehre der Schüler:innen. Hier geht es um Verbindungen. Verbindungen von der Natur zum Kind, Verbindung von Lebensmitteln zum Verständnis und Respekt, Verbindungen vom Kind zu sich selbst und auch Verbindungen innerhalb des Klassenteams. Die Schüler:innen kommen im Gartenbau ins Fühlen, Erden, Ankommen und Ausatmen.
Im Winter wärmen wir uns am Holzofen und trinken unseren selbst gemischten Tee. Im Frühling werden fleißig die Beete vorbereitet, Gemüsebeete geplant, ausgesät, vorgezogen und gepflanzt. Im Sommer pflegen, gießen und genießen wir die erste Ernte. Der Herbst steht in unserem Schulgarten als große Vorbereitung auf den Heideburgmarkt. Fleißig ernten und verwerten wir alle zusammen. Gespendete Äpfel und unsere Quitten werden zu unseren bekannten Gelees eingekocht. Gesammelte Kräuter werden fleißig im Mörser zu Kräutersalz zerkleinert, Tees gemischt und probiert. Im Winter wiederum binden wir alle gemeinsam Adventskränze für Zuhause und für die ganze Schule. Die Weihnachtszeit ist bei uns im Gartenhaus besonders gemütlich. Gemeinsam backen wir jede Menge Kekse, für Zuhause, aber auch für die Schule und das Kollegium. So folgen wir dem Rhythmus der Natur. Bei allem spielt das Wetter selbstverständlich eine große Rolle, aber auch hier ist alles ein Spiel mit der eigenen Einstellung. So wurde schon im ersten großen Schneefall getanzt und gespielt, dem Sommerplatzregen auf dem Dach bewusst gelauscht, im Hochsommer im kühlenden Schatten unserer Obstbäume auch einfach mal geruht.
Die ersten Naturerlebnisse beginnen für unsere Schüler:innen mit den Waldtagen in der 1. und 2. Klasse.
Die 2. Klasse schnuppert in ihrer Bienenepoche schon etwas weiter in die Natur hinein, baut Bienenhotels, beobachtet Wildbienen, darf an frischen Honigbienenwaben kosten und kommt ins Fühlen und Schmecken hinein.
In der 3. Klasse wird im Herbst während der Ackerbauepoche der erste Roggen ausgesät und im Frühling Kartoffeln gepflanzt. Auch hier wird genau beobachtet, was ist Roggen, Hafer oder Dinkel. Und wie wachsen eigentlich unsere Kartoffeln?
In der 4. Klasse wird dann geerntet und verwertet, was in der 3. Klasse gepflanzt wurde.
Die 5. Klasse betritt dann offiziell im Stundenplan stehend den Gartenbauunterricht. Es wird zunächst die Struktur verstanden sowie der Umgang mit den Gartengeräten. Es werden die ersten Wildkräuter gesammelt, verwertet und beobachtet. Das erste gemeinsame Gemüse- und Blumenbeet wird angelegt und später die ersten Möhren geerntet.
Die 6. und 7. Klasse ist nun geübt in den Schulgarten zu gelangen und fühlt sich sicher und angekommen. Sie bekommen eigenverantwortlich Klassengemüsegärten, die sie gemeinsam pflegen, planen, bepflanzen und ernten dürfen.
Die 8. Klasse konzentriert sich nahezu abschließend auf ein Bauprojekt im Garten und lernt die Grundsätze des Kochens und Backens kennen.
In der 9. Klasse geht es dann ins Landwirtschaftspraktikum und alles Wissen wird gemeinsam angewendet und zelebriert.
Angelika Sannmann & Marie Becker - Gartenbau