Die Schulküche der Rudolf Steiner Schule Harburg ist viel mehr als eine Kantine: Hier wird gegessen, geruht, geschwatzt - alles was man braucht für ein gutes Bauchgefühl
Liebes Küchenteam, seit ca. einem Jahr gibt es nicht nur einen neuen Küchenchef und Koch, auch sonst ist euer Team gewachsen im wahrsten Sinne des Wortes. Könnt ihr die Frage gemeinsam beantworten, was ein Schulessen können sollte, außer satt machen?
Das Schulessen sollte gesund und frisch sein. Das ist auf jeden Fall unser Anspruch. Wir haben sehr viele Bio-Zutaten und regionale Lieferanten, da werden wir auch immer besser. Ein bisschen Soulfood in Form von Dessert und mal eine Limonade muss auch sein. Also: Satt und glücklich ist das Ziel.
Die Essgewohnheiten der Schüler:innen sind sicherlich sehr unterschiedlich?
Wir versuchen hier ein breites Angebot zum machen. Es gibt immer mal wieder Fisch, selten auch Fleisch und dazu immer auch ein vegetarisches Alternativangebot. Vielfalt ist hier der Schlüssel. Und wir berücksichtigen natürlich auch Veganer:innen oder wenn Schüler:innen Allergien haben.
Und passiert es, dass ihr euch fragt, was man eigentlich mal kochen könnte?
Klar, aber da lassen wir uns gerne inspirieren, manchmal auch auf Instagram. Dann kochen wir was nach, probieren es aus, kreieren und fotografieren auch selber und: Wir entdecken so manchmal auch internationale Trends, die unsere Schüler:innen mögen wie zum Beispiel unsere neuen Bowls, die kommen gut an.
Was ist für euch das Gute an eurer Arbeit?
Wir können vieles frei entscheiden und immer wieder Neues ausprobieren. Man hat eine Idee und kann sie einfach umsetzen. Genial. Und: Das direkte Feedback. Die Schüler:innen haben das Herz oft auf der Zunge und wenn es geschmeckt hat teilen sie das auch gerne. Das macht einen natürlich froh. Es gibt ja nichts Sinnstiftenders als für hungrige junge Menschen zu kochen. Manche fragen sich vielleicht im Job, was mich ich hier eigentlich gerade? Die Frage stellt sich bei uns nicht.
Wie sähe es hier aus in der besten aller Welten?
Wir brauchen vielleicht mal wieder einen neuen Anstrich. Ansonsten ist die Welt hier schon ganz schön toll. Wir essen und arbeiten zusammen an einem wunderschönen Ort, umgeben von der Natur, wir sitzen an Holztischen und Stühlen. Wir haben Zugang zu gesunder, vollwertiger, frischer Nahrung und immer frische Blumen. Danke übrigens an unsere Blumenfee. Mittlerweile außerdem eine gute Teamstärke und regelmäßig sogar ehrenamtliche Helfer:innen.
Der ganzheitliche Ansatz der Waldorfschulen zieht sich in alle Lebensbreiche, wo ist er in der Schulküche zu finden?
Auf jeden Fall in der Auswahl der Nahrungsmittel, zum Beispiel achten wir hochwertige Fette und Öle. Im gesamten Speiseplan der Woche ist die ganzheitliche Idee zu finden, ein Stichwort dabei ist auch Saisonal. Und wir achten auf den Aspekt der Nachhaltigkeit. Wenn noch Reis übrig ist, machen wir daraus für den nächsten Tag kleine Bratlinge. Außerdem geht es hier in der Küche demokratisch zu, was ja auch die Idee der Waldorfschulen ist. Jeder tut, was er gut kann: einer behält den Überblick und trifft Entscheidungen, eine probiert neue Sachen aus, jemand macht die Tisch-Deko usw. Und am Ende ergänzen wir uns aber einfach alle gut im Team und kommunizieren auf Augenhöhe.
Die Schulküche ist also mehr als eine Kantine?
Unsere Schulküche ist sowas wie das Wohnzimmer der Schule. Hier kommt man immer ins Gespräch, hier gibts auch mal ein Pflaster oder Kühlbeutel, wer mal seine Ruhe braucht kann sich, wenn nicht gerade das Mittagessen ansteht, auch einfach mal alleine hinsetzen und was schreiben oder lesen. Auch die Lehrer:innen treffen sich hier gemeinsam zum etablierten Kolleg:innen-Frühstück oder holen sich einen Kaffee. Wir würden sagen, die Schulküche ist eine Art Komfortzone für alle.